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Kontaktverfolgung in der Gastronomie

Die Gastronomie möchte so schnell wie möglich ihre Türen öffnen. Doch wann es soweit sein wird, ist noch unklar. Eines steht jedoch bereits fest: Um Infektionsketten nachzuvollziehen, wird es nötig sein, dass Gäste ihre Kontaktdaten hinterlassen.

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Anders als nach dem ersten Lockdown gibt es inzwischen immer mehr digitale Lösungen, um Kontaktdaten aufzunehmen. Eine App, die derzeit in aller Munde ist, ist die Luca-App. Sie könnte die Erfassung der Daten in Restaurants verbessern und gleichzeitig die Arbeit der Gesundheitsämter vereinfachen. Wie genau das funktioniert und was Gastronomen darüber wissen sollten, erläutern wir hier.

Digital statt Zettelwirtschaft

Wer in den vergangenen Tagen die Nachrichten verfolgte, kam um die Luca-App nicht herum. Rapper Smudo, Mitglied der Fantastischen Vier und einer der Mit-Initiatoren der App, machte auf unterschiedlichsten Kanälen auf Luca aufmerksam. Luca ist eine Applikation der Entwicklerfirma Nexenio, einer Ausgründung des Hasso-Plattner-Instituts. Gesundheitsämter sollen durch die Anwendung einen direkten Zugriff auf Kontaktdaten – beispielsweise von Restaurant- oder Konzertbesuchern – bekommen, ohne direkt beim Lokal oder Veranstalter nachfragen zu müssen. Damit wäre Luca eine Ergänzung zur bestehenden Corona-Warn-App der Bundesregierung.

Wie die Luca-App funktioniert

Nutzer laden die App auf ihr Smartphone, geben ihre Kontaktdaten ein und bestätigen ihre Anmeldung mit einem Verifizierungs-Code. Daraufhin erzeugt die App wechselnde QR-Codes, mit denen man entweder selbst in Restaurants, Bars, Cafés, Theatern oder Geschäften einchecken kann oder die vom Gastgeber gescannt werden können. Wenn man das Restaurant oder die Veranstaltung wieder verlässt, wird man über eine Geofencing-Erkennung automatisch ausgeloggt. Dadurch erzeugt die App ein automatisches Kontakttagebuch. Wird jemand positiv auf Corona getestet, werden alle Gäste über die App informiert, die sich zur gleichen Zeit in der gleichen Location aufgehalten haben. Parallel dazu werden die Daten an das örtliche Gesundheitsamt weitergeleitet. Betroffene können so schneller informiert und Infektionsketten unterbrochen werden.

Apps zur Kontaktverfolgung

Digitale Lösungen zur Kontaktverfolgung sind nicht neu. Bereits im vergangenen Sommer nutzten einige Restaurantbetreiber einen Check-in per QR-Code, um die Zettelwirtschaft zu reduzieren. Neben Luca widmen sich auch andere Anbieter der elektronischen Erfassung von Kontaktdaten. Da gibt es Barcov, die Software des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) oder DishGuest des Großhändlers Metro. Auch QRoniton oder Shapefruit haben sich digitale Datenerfassung auf die Fahnen geschrieben.

Welchen Vorteil hat Luca gegenüber anderen Erfassungs-Apps?

Luca hat durch den Anschluss an die deutschen Gesundheitsämter jedoch ein Alleinstellungsmerkmal. Bisher sind etwa 40 Ämter direkt an die App angeschlossen und erhalten so Zugriff auf Kontaktdaten – natürlich erst nach Zustimmung des Nutzers. Im Jenaer Gesundheitsamt erfolgte bereits ein Testlauf mit Luca, der in diesem Video erläutert wird. Obwohl knapp 26 Millionen Menschen die Corona-Warn-App nutzen, kann man sich mit ihr nicht in Restaurants oder anderen Kulturstätten anmelden. Auch zukünftig ist keine Erweiterung in diese Richtung geplant, da dies dem anonymen Konzept der Corona-Warn-App widersprechen würde. Eine Lücke, die Luca füllen kann.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Kritik besteht am Registrierungszwang der App. Während Gäste bei anderen Anwendungen lediglich mit einem QR-Code einchecken, müssen sie sich bei Luca mit einem Benutzerkonto registrieren und ihre persönlichen Angaben eintragen. Doch genau das entlastet die Gesundheitsämter ­– ein analoges Nachfragen ist nicht mehr nötig. Wie bei anderen Anwendungen legt Luca die Daten verschlüsselt auf dem Smartphone oder auf dem Server ab. Eine Entschlüsselung durch die Gesundheitsämter erfolgt erst nach Freigabe des Nutzenden. Die Angaben bleiben 14-Tage gespeichert und werden danach gelöscht.

Dokumentationspflicht für Gastronomen

Die Direktverbindung zu den Gesundheitsämtern ist ein entscheidender Schritt zur schnellen Nachverfolgung von Kontakten. Jedoch ersetzt Luca nicht die Dokumentationspflicht für Restaurantbesitzer. Kommt es zu einem Covid-19-Fall unter den Besuchern, sind Betreiber weiterhin in der Verantwortung, ihre Gäste zu informieren. Schließlich kann nicht sichergestellt werden, dass alle Besucher die Luca-App nutzen. Wie erfolgreich das Konzept von Luca tatsächlich ist, hängt daher letztendlich von der Nutzerzahl ab. Je mehr Menschen die App einsetzen, desto flächendeckender können Ämter die Kontaktverfolgung sicherstellen.